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Füssen
Lechhalde 3
Barocke Pracht mit tausendjähriger Tradition
Das Museum der Stadt Füssen ist im Südteil der ehemaligen Benediktinerabtei St. Mang eingerichtet. Diese beeindruckende Klosteranlage hat die Säkularisation von 1803 und die Krisenzeiten des 19. und 20. Jahrhunderts weitgehend unbeschadet überstanden. Die Bedeutung des Klosters St. Mang liegt in seiner Konzeption als barockes Gesamtkunstwerk und zugleich in den erhaltenen Resten der über tausendjährigen mittelalterlichen Anlage. Die Abtei St. Mang reicht zurück auf das Füssener Wirken des hl. Magnus um 750 und zählt damit zu den ältesten Klöstern nördlich der Alpen.
Die großartige symmetrisch angeordnete Barockanlage plante um 1700 der einheimische Baumeister Johann Jakob Herkomer (1652-1717), der seine Architekturausbildung vor allem in Venedig erfuhr. So erfasst hier ein italienisch anmutender Stil den Betrachter.
Die herrlichen barocken Repräsentationsräume des ehemaligen Benediktinerklosters St. Mang stehen Ihnen zur Besichtigung offen.
Den Glanzpunkt der Anlage bildet der reich stuckierte und freskierte Festsaal, der als „Kaisersaal“ konzipiert wurde. Seine architektonische Form und Ausstattung diente dem politischen Anliegen der Abtei, die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen und Reichsstift zu werden.
Der außergewöhnliche Ovalbau der Klosterbibliothek bildet das Zentrum der Südfront, der schlossähnlichen Schauseite des Klosters. Im Innern ermöglichte eine Öffnung den Blick hinunter in das Refektorium, den Speisesaal der Mönche. Die Einheit von geistiger und leiblicher Nahrung wird mit diesem architektonischen Kunstgriff symbolisiert.„Das ganze Stift ist wegen seiner Bauart merkwürdig. Die Kirche, das Refektorium, die Küche, alles verdient beobachtet zu werden und es hat was Außerordentliches an sich, dass auf so einem kleinen, unebenen Platz so schöne Bauordnung angebracht worden ist“, lautet der Reisebericht eines Andechser Paters von 1788.
Wiege des europäischen Lautenbaus
Füssen gilt als die Wiege des gewerbsmäßig betriebenen Lautenbaus in Europa. Bereits Ende des 14. Jahrhunderts werden Lautenmacher in Füssen in den Archiven erwähnt und 1562 wurde hier die erste Lautenmacherzunft Europas gegründet. Dass das kleine Städtchen Füssen im Musikinstrumentenbau eine solch große Rolle spielte, liegt zum einen an den vorhandenen Rohstoffen, dem Holz der Bergwälder: Fichte, Ahorn und für den Lautenbau auch besonders die Eibe, zum anderen an der wichtigen ehemaligen Römerstrasse Via Claudia Augusta.
Doch viele Füssener Instrumentenmacher wanderten aus und gründeten in den europäischen Kulturmetropolen bedeutende Werkstätten. So waren in Venedig und Padua im 16. und 17. Jahrhundert etwa zwei Drittel aller Lautenmacher Füssener Anstammung und dominierten dieses Handwerk fast monopolartig.
Jedermann
Vor 400 Jahren beauftragte Abt Matthias Schober Jakob Hiebeler, einen Totentanz für die Annakapelle zu malen. Die Kapelle diente damals als Grablege der Äbte und des Adels der Umgebung.
Unter dem Motto „Sagt Ja Sagt Nein, Getanzt Muess sein“ folgen im Füssener Totentanz zwanzig Stände, angeführt vom Papst und Kaiser, dem Tod, der auch vor dem Kleinkind und dem Maler selbst nicht Halt macht. Das Motiv des Tanzes drückt die Ambivalenz zwischen Lebenslust und Todesangst aus und beschreibt die Gratwanderung des Lebens.
Der Füssener Totentanz stellt den ältesten erhaltenen Totentanz in Bayern dar und er zählt heute zu den bedeutenden Monumental-Totentänzen Europas. Füssen wurde so neben Basel, Lübeck, Luzern und Wien ein Zentrum der Totentanz-Ikonographie.
Aufbruch in die Moderne
1861 wurde für Füssen das Schwellenjahr zur Moderne. Am 10. April unterschrieben der Fabrikant Josef Franz Eichele aus Immenstadt und die Stadt Füssen den Kaufvertrag für das Lechgriesgelände. Nachdem das Gründungskomitee ihr “Programm” veröffentlicht hatte, um Anlagekapital anzuwerben, war innerhalb eines Monates bereits die gewünschte Kapitalsumme von 500.000 Gulden vorhanden. Sofort wurde mit den Planungen und Baumaßnahmen begonnen. Noch im Jahr 1863 lief die Produktion an, obgleich der offizielle Geschäftsbeginn auf den 2. Januar 1864 festgelegt wurde.
Erstmals seit 300 Jahren stieg nun die Einwohnerzahl Füssens wieder und verdoppelte sich schließlich bis zur Jahrhundertwende. Damit veränderte sich auch die soziale Zusammensetzung der Stadt. Zum handwerklich-kleinbürgerlichen Milieu trat nun eine Industriearbeiterschaft, die sich gewerkschaftlich, kulturell und politisch organisierte. Füssen erlebte eine Zuwanderung von Arbeitern vor allem aus Böhmen und Österreich. Frauen bildeten einen wesentlichen Faktor in der modernen Produktion. Für die Betreuung der Kinder und ihre Schulbildung wurden eigene Einrichtungen geschaffen.
Einer der „100 Heimatschätze“ Bayerns:
Diese Mitte des 16. Jahrhunderts gebaute Laute trägt in ihrer Muschel einen Zettel mit der Aufschrift “Wolfgang Wolf zue Fießen.” Die Lautenmacherfamilie Wolf ist seit 1493 in Füssen belegt, als der Lautenmacher Jorig Wolf dort das Bürgerrecht erwarb.
Die Tradition der Weihnachtskrippen reicht auch in Füssen Jahrhunderte weit zurück. Vor allem aus dem 19. und Anfang 20. Jahrhundert haben sich wertvolle Krippen erhalten. Vier Füssener Krippen sind im Museum der Stadt Füssen ausgestellt.Die Tradition der Weihnachtskrippen reicht auch in Füssen Jahrhunderte weit zurück. Vor allem aus dem 19. und Anfang 20. Jahrhundert haben sich wertvolle Krippen erhalten. Vier Füssener Krippen sind im Museum der Stadt Füssen ausgestellt.
Im Zentrum steht eine große Krippe des Füssener Holzbildhauers Edmund Sprenzel (geb. 12. Mai 1884 in Füssen – gest. 13. September 1955 in Füssen), eine Dauerleihgabe der Enkelin Frau Klara Sprenzel.
Seit 1921 baute Edmund Sprenzel alljährlich zur Weihnachtszeit in der Magnuskapelle der Stadtpfarrkirche St. Mang seine große Krippe auf.
Diese Krippe weist über 60 Einzelfiguren auf, neben 30 Personen etwa so viele Tiere. Das besondere an den Figuren ist, dass sie bewegliche Glieder haben, also immer wieder neu komponiert werden können. Die Krippe kann sich also in der Weihnachtszeit den Begebenheiten der einzelnen Festtage angleichen: die Geburt Christi, die Verkündigung der Hirten, die Anbetung der Weisen aus dem Morgenland. Gerade diese letzte Szene ermöglicht es dem Holzbildhauer Edmund Sprenzel, sein bildhauerisches Repertoire voll auszuschöpfen, es in Anlehnung an die Barockkrippe farbig mit prachtvollen Gewändern und exotischen Tieren, wie Dromedaren und einem Elefanten, auszustatten.
Neben der Sprenzel-Krippe ist eine mit Tonfiguren ausgestattete Stallkrippe des berühmten Krippenbauers Sebastian Osterrieder (geb. 19. Januar 1864 in Abensberg – gest. 5. Juni 1932 in München) zu sehen. Osterrieder-Krippen waren heiß begehrt, Prinzregent Luitpold, Kaiser Wilhelm II. und auch Konrad Adenauer besaß von ihm eine Krippe.
Die Osterrieder-Krippe stammt von Dr. Elisabeth Seif und ist eine Dauerleihgabe von Frau Marianne Pfeiffer.
Zwei weitere Krippen sind Dauerleihgaben des 2017 verstorbenen Prälaten Karlheinz Knebel.
Sie stammen aus dem Familienbesitz seiner Mutter und wurde von deren Großvater, dem Füssener Malermeister Hans Fendt (geb. 7. Oktober 1877 in Füssen – gest. 17. Dezember 1962 in Füssen), geschaffen. Die eine Krippe schildert die Szene der Anbetung der Drei Könige. Die andere Krippe ganz im Nazarenerstil gehalten zeigt den zwölfjährigen Jesus im Tempel von Jerusalem.
Aufgestellt hat die Krippen der Füssener Architekt Franz Nagel in der ehemaligen Winterabtei des Klosters St. Mang hinter dem Kaisersaal.
Im Museum der Stadt Füssen befindet sich das Archiv der Deutschen Lautengesellschaft.
Besuch nach Rücksprache mit der Deutschen Lautengesellschaft.
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