Maximilian I.
Er war römisch-deutscher König und trug dazu die Kronen von Ungarn, Dalmatien und Kroatien. Er schmückte sich mit zahlreichen Herzogs- und Grafentiteln, darunter so klangvollen wie dem eines Erzherzogs zu Österreich und so glanzvollen wie dem eines Herzogs zu Burgund. Die höchste weltliche Würde auf Erden, das Kaisertum, verlieh er sich sogar selbst.
Der Nachwelt ist er unter dem Beinamen ‚der letzte Ritter‘ im Gedächtnis geblieben: Kaiser Maximilian I. aus dem Hause Habsburg – einer der schillerndsten und faszinierendsten Menschen seiner Zeit.
Der Habsburger mit der markanten Adlernase lebte in einer Epoche des Umbruchs, am Scheideweg zwischen Mittelalter und Neuzeit. Er war ein Mensch mit vielen Gesichtern und sein Wesen war voller Widersprüche. Zeitlebens blieb Maximilian, der das alte höfische Rittertum in Ehren hielt und um Frauenlob turnierte, mittelalterlichen Traditionen verhaftet. In gleichem Maße war er, als humanistisch gebildeter Renaissancefürst, aufgeschlossen gegenüber den Vorboten der anbrechenden Moderne und verfolgte mit lebhaftem Interesse die großen Entdeckungen seiner Zeit.
Der Kaiser und die Kunst
Mit Maximilian I., dem Freund der Literaten und Künstler, nahm auch eine Glanzperiode des deutschen Kulturlebens ihren Anfang, wobei er mit seinen eigenen Werken und Aufträgen die Kunst seiner Zeit wesentlich beeinflusste.
Nachruhm galt ihm viel. Vor allem war Maximilian daran gelegen selbst das Bild im öffentlichen Bewusstsein festzulegen, dass die Gegenwart und Zukunft von ihm haben sollte. Darum ließ er sein Leben in aufwändigen literarischen und künstlerischen Projekten verarbeiten. »Wer sich im Leben kein Gedächtnis schafft, der hat auch nach seinem Tod kein Gedächtnis und desselben Menschen wird mit dem Glockenton vergessen werden« formulierte er in seinem Lebensroman, dem ›Weißkunig‹ (1505), in dem sich Maximilian unter dem emblematischen Namen Weißkunig zu einem vorbildlichen Ritter und auserwählten Helden der göttlichen Vorsehung stilisieren ließ.
Der Memminger Bernhard Strigel (1460-1528) schuf das am weitesten verbreitete Herrscherbildnis, dass den jungen römisch-deutschen König in Rüstung und Krönungsornat zeigt. Dieses wurde in Strigels Werkstatt ab 1507 in unterschiedlichen Variationen vielfach wiederholt. Das in der Staatsgalerie im Hohen Schloss ausgestellte Porträt ist eine spätere Kopie dieses Motivs.
Der Kaiser zu Gast in Füssen
Wie alle deutschen Herrscher regierte Maximilian I. das Reich aus dem Sattel, er musste präsent sein und zog darum beständig mitsamt seinem Gefolge von Stadt zu Stadt. Der Habsburger war häufig in Füssen zu Gast: mehr als dreißig Besuche verzeichnet sein Reiseitinerar. Die Stadt am Lech war während dieser Zeit der Mittelpunkt des Reiches. Wenn Maximilian auf dem bischöflichen Hohen Schloss wohnte, führte er von hier seine Regierungsgeschäfte und betrieb Weltpolitik.
Der Kaiser kam auch deswegen immer wieder gerne nach Füssen, da er die weitläufigen, wildreichen Jagdgründe und fischreichen Gewässer schätzte. Maximilian war ein begeisterter Jäger, der mit Greifvögeln in den Aulandschaften bei Augsburg beizte, Hirsche, Wildschweine und Bären in den Wäldern jagte und den Gämsen in den Allgäuer Alpen und im Tiroler Hochgebirge hinterherstieg. Wann immer er in Füssen weilte, nahm er jede sich bietende Gelegenheit wahr, auf die Jagd zu reiten.
Die täglichen Gottesdienste und die hohen kirchlichen Feiertage beging der Kaiser in der Kirche des Klosters Sankt Mang. Zeitweise, wenn er nicht auf dem Hohen Schloss wohnte, zog er sich in das Benediktinerkloster zurück, um während der Fastenzeit und der Karwoche der Leiden Christi im stillen Gebet zu gedenken.
Zeittafel
22.03.1459 Wiener Neustadt, Maximilian wird geboren
16.03.1465 Wiener Neustadt, Geburt der Schwester, Erzherzogin Kunigunde
03.09.1467 Wiener Neustadt, Tod der Mutter, Kaiserin Eleonore von Portugal
28.09.1473 Trier, Verhandlungen über eine Heirat mit der Tochter Karls des Kühnen
14.11.1475 Landshut, Gast auf der Fürstenhochzeit
05.01.1477 Nancy, Tod Karls des Kühnen
19.08.1477 Gent, Hochzeit mit Maria von Burgund
20.08.1477 Gent, Herrschaftsantritt als Herzog von Burgund (de iure uxoris)
30.04.1478 Brügge, Ritterschlag und Erhebung zum Großmeister des Vliesordens
22.06.1478 Brügge, Geburt des Sohnes, Erzherzog Philipp
07.08.1479 Guinegate, Sieg über ein französisches Ritterheer
10.01.1480 Brüssel, Geburt der Tochter, Erzherzogin Margarete
27.03.1482 Brügge, Tod Marias von Burgund
16.02.1486 Frankfurt am Main, Wahl zum römischen König
09.04.1486 Aachen, Krönung zum römischen König
16.08.1490 Wien, Befreiung von den Ungarn
19.09.1490 Rennes, Hochzeit mit Anna von der Bretagne
19.08.1493 Linz, Tod des Vaters, Kaiser Friedrich III.
20.11.1494 Mailand, Hochzeit mit Bianca Maria Sforza
07.08.1495 Worms, Reichsreform und Verkündigung des ewigen Landfriedens
20.10.1496 Lier, Hochzeit Philipps des Schönen mit der spanischen Infantin Johanna
25.09.1506 Burgos, Tod Philipps des Schönen
04.02.1508 Trient, Annahme des Titels eines Erwählten Römischen Kaisers
31.12.1510 Innsbruck, Tod Bianca Maria Sforzas
22.07.1515 Wien, habsburgisch-jagiellonische Hochzeit
12.01.1519 Wels, Maximilian stirbt